Die Bahnhöfe der Kremmener Bahn

 

Was wäre eine Strecke ohne die Bahnhöfe? Sie sind die wichtigste "Schnittstelle" zwischen dem Kunden und der Eisenbahn als Verkehrsträger. Auch bei den Bahnhöfen weist die Kremmener Bahn Besonderheiten auf: Die Bahnhöfe Reinickendorf, Eichbornstraße(-damm), Tegel, Schulzendorf und Heiligensee weisen eine Dachträgerkonstruktion aus Holz auf. Diese Konstruktionsweise ist bei den S-Bahnhöfen in Berlin einzigartig, nicht aber im gesamten deutschen Raum. Der Bahnhof Ennepetal an der Strecke Elberfeld-Dortmund in Nordrhein-Westfalen weist eine ähnliche Architektur auf, siehe hier. Der heutige Bahnhof Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik (ehemals Wittenau Kremmenener Bahn) weist als einziger Bahnhof die typische Wanseebahn-Bauart mit den gußeisernen Säulen auf, die das prägende Merkmal der Berliner S-Bahnhöfe darstellt. Nicht umsonst hat der renommierte Eisenbahnhistoriker Peter Bley bei allen Auflagen seines Buchs über die Berliner S-Bahn diese Säulen auf dem Titelbild verewigt. Warum gerade dieser Bahnhof diese Säulenarchitektur aufweist, konnte ich noch nicht eruieren. Andererseits hat dieser Bahnhof nach einem  Orkan auch kein Dach mehr. Nach der Berliner Denkmalschutzliste ist bei diesem Bahnhof das Dach nicht in den Denkmalschutz einbezogen!!

Der Bahnhof Hohenschöpping ist ein Produkt der Großmachtträume Adolf Hitlers. Bedingt durch die dort angesiedelte Rüstungsindustrie (zB. VEMAG) wurde der Haltepunkt 1938 eröffnet. Zuvor hatte die Stadt Velten sich erfolglos bei der Deutschen Reichsbahn bemüht, eben diesen Haltepunkt einzurichten.

Die Bahnhöfe Stolpe-Süd und Hennigsdorf-Nord sind Produkte der deutsch-deutschen Befindlichkeiten nach 1945. Stolpe Süd wurde 1954 als Kontrollbahnhof (im Volksmund auch "Eierbahnhof" genannt) eingerichtet, um u.a. illegal eingereiste West-Berliner aufzugreifen. Bekanntlich war es seit 1952 den Bewohnern der westlichen Stadthälfte von Berlin verboten, in die DDR einzureisen. Etwas gutes hatte dieser Bahnhof: Man hatte eine weitere Kreuzungsmöglichkeit an dieser eingleisigen Strecke geschaffen. Mit dem Mauerbau verschwand dieser Bahnhof, der zuletzt Hennigsdorf-Süd hieß, vollends. Er lag genau im Grenzstreifen und war damit im Weg.

Der Bahnhof Hennigsdorf-Nord entstand 1958 am Kreuzungspunkt des Berliner Außenrings (BAR). Er wurde notwendig, weil man West-Berlin aus dem Schienenverkehr mit Ost-Berlin und der DDR ausklammern wollte. Mit dem Mauerbau stieg die Bedeutung dieses Umsteigebahnhofs schlagartig, weil die direkte S-Bahn-Verbindung mit Berlin unterbrochen war. Auch dieser Bahnhof verlor nach der Wende seine Bedeutung und wurde am 24.05.1998 geschlossen.